LGBTQ-Themen in den Emiraten – was Reisende wissen müssen

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Dubai und die anderen Emirate gelten als modern, sicher und international. Millionen Besucher reisen jedes Jahr in das Land, um Sonne, Luxus und arabische Gastfreundschaft zu erleben. Doch beim Thema LGBTQ – also lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Personen – gelten in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) klare gesetzliche und gesellschaftliche Grenzen. Dieser Artikel erklärt sachlich, wie die rechtliche Lage aussieht, wie die Realität für Reisende und Expats ist und welche Verhaltensregeln wichtig sind.

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1. Grundsituation: Tradition und Gesetz

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein islamisch geprägter Staat. Das heißt, die Gesetze orientieren sich in vielen Bereichen an der Scharia, also an islamischem Recht. Homosexuelle Handlungen – ebenso wie außereheliche Beziehungen zwischen Mann und Frau – sind gesetzlich verboten.

Nach dem Strafgesetzbuch der Emirate können sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern mit Haftstrafen oder Geldbußen geahndet werden. In der Praxis ist dies jedoch selten Gegenstand öffentlicher Verfahren, da das Thema in der Gesellschaft weitgehend tabuisiert ist und Diskretion eine zentrale Rolle spielt.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen öffentlichem Verhalten und privatem Leben. Während in der Öffentlichkeit strengere Regeln gelten, zeigen sich viele Emiratis in privaten Kontexten oder gegenüber Touristen deutlich toleranter – solange keine offenen Verstöße oder Provokationen stattfinden.

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2. Öffentliche Ordnung und Verhalten

Das öffentliche Leben in den Emiraten wird stark von Werten wie Respekt, Zurückhaltung und kultureller Sensibilität geprägt. Dies betrifft nicht nur LGBTQ-Personen, sondern alle Reisenden. Öffentliche Zärtlichkeiten – auch zwischen heterosexuellen Paaren – sind grundsätzlich unerwünscht.

Für gleichgeschlechtliche Paare gilt daher: In Hotels, Restaurants und öffentlichen Orten sollte man auf Umarmungen, Händchenhalten oder Küsse verzichten. Selbst bei heterosexuellen Paaren kann dies zu Verwarnungen führen, wie auf der Seite Was in Dubai verboten ist ausführlich beschrieben wird.

Ein respektvoller Umgang mit den kulturellen Normen ist der beste Schutz. Wer sich dezent verhält, erlebt in der Regel keine Schwierigkeiten – unabhängig von seiner sexuellen Orientierung.

3. Gesetzliche Lage im Detail

Das Strafrecht der VAE (Artikel 356 ff.) behandelt „unanständige Handlungen“ zwischen Personen gleichen Geschlechts als Verstoß gegen die öffentliche Moral. Der Wortlaut ist bewusst allgemein gehalten, was den Behörden Ermessensspielräume lässt.

Wichtig zu wissen:

  • Homosexuelle Beziehungen sind rechtlich nicht anerkannt.
  • Gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Hochzeiten oder Ehen sind in den Emiraten nicht erlaubt.
  • Inländische Medien berichten über LGBTQ-Themen kaum oder gar nicht.
  • Symbole wie Regenbogenflaggen oder Pride-Accessoires werden teilweise als „anstößig“ eingestuft und können u.a. an Flughäfen konfisziert werden.

Trotz dieser rechtlichen Rahmenbedingungen kommt es kaum zu gezielten Kontrollen oder Nachforschungen. Die Behörden greifen in der Regel nur dann ein, wenn öffentliches Verhalten als unangemessen gilt oder Beschwerden eingehen.

4. Alltag und Realität für LGBTQ-Expats

Dubai ist eine internationale Metropole mit Millionen ausländischen Arbeitskräften. Darunter leben auch viele Menschen aus westlichen Ländern, die sich zur LGBTQ-Community zählen. In privaten Freundeskreisen, in Wohnungen oder in geschlossenen Veranstaltungen spielt die sexuelle Orientierung kaum eine Rolle – vorausgesetzt, man wahrt Diskretion.

Expats berichten häufig, dass sie in Dubai offen innerhalb vertrauter Gruppen leben können, solange sie ihre Privatsphäre respektieren. In sozialen Medien sollte man jedoch Vorsicht walten lassen, da öffentliche Profile oder Beiträge mit Pride-Flaggen oder Beziehungsfotos in Einzelfällen zu Problemen führen können.

Viele internationale Unternehmen, insbesondere im Finanz- oder IT-Sektor, fördern intern Vielfalt und Gleichberechtigung, ohne dies öffentlich zu thematisieren. So entsteht eine Art „Doppelleben“ zwischen moderner Arbeitswelt und konservativer Gesellschaftsordnung.

5. Reisen als gleichgeschlechtliches Paar

Für Touristen gilt: Niemand prüft, ob zwei Personen, die gemeinsam ein Hotelzimmer buchen, ein Paar sind. In den meisten Hotels ist es problemlos möglich, ein Doppelzimmer zu reservieren – auch ohne Nachweis einer Ehe.

Viele internationale Hotelketten wie Marriott, Hilton oder Accor haben interne Richtlinien, die Gleichbehandlung garantieren. In der Praxis gibt es keine Einschränkungen, solange das Verhalten unauffällig bleibt. Einige Hotels in Dubai bieten sogar private Strandabschnitte oder Villen an, die besonders viel Diskretion bieten.

Öffentliche Veranstaltungen zum Thema LGBTQ sind in den Emiraten nicht erlaubt, ebenso wenig wie Pride-Paraden oder offizielle Community-Treffen. Wer Kontakt zu Gleichgesinnten sucht, findet eher informelle private Treffen, meist über internationale Online-Plattformen.

6. Transgender und Geschlechtsidentität

Das Thema Transgender ist in den Emiraten rechtlich und gesellschaftlich besonders sensibel. Eine Änderung des Geschlechts ist nur in medizinisch begründeten Ausnahmefällen erlaubt, und selbst dann ist das Verfahren streng reguliert.

Personen, die sichtbar transidentisch sind, sollten besonders auf Kleidung und Auftreten achten, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen. Das gilt vor allem in kleineren Emiraten außerhalb von Dubai oder Abu Dhabi. In touristischen Zonen hingegen reagieren Behörden meist zurückhaltend, solange keine Störungen der öffentlichen Ordnung entstehen.

Für Reisende empfiehlt es sich, vor der Einreise die Hinweise der eigenen Botschaft zu prüfen. Viele Länder – darunter Deutschland, die Schweiz und Österreich – informieren regelmäßig über aktuelle Entwicklungen im Bereich Menschenrechte in den VAE.

7. Öffentliche Wahrnehmung und Kultur

In der emiratischen Gesellschaft wird Homosexualität traditionell als Tabuthema betrachtet. Offene Diskussionen finden kaum statt, weder in Schulen noch in den Medien. Gleichzeitig betonen viele Emiratis Werte wie Toleranz, Diskretion und Gastfreundschaft – solange Gäste die lokalen Sitten achten.

Religion spielt dabei eine zentrale Rolle. Wie im Artikel Religion in den Emiraten beschrieben, gilt der Islam als Grundlage des moralischen Lebens. Das bedeutet, dass bestimmte westliche Themen – darunter Sexualität oder Genderfragen – eher als private Angelegenheit gesehen werden.

Für westliche Besucher mag das ungewohnt wirken. Doch gerade die Diskretion ermöglicht es vielen Menschen, friedlich nebeneinander zu leben, ohne dass Konflikte entstehen. Die meisten Bewohner Dubais interessieren sich wenig für das Privatleben anderer – solange niemand öffentlich provoziert oder gegen Gesetze verstößt.

8. Medien, Internet und soziale Netzwerke

Die Darstellung von LGBTQ-Themen in den Medien unterliegt strengen Regeln. Filme, Serien oder Online-Inhalte mit expliziten gleichgeschlechtlichen Szenen werden häufig zensiert oder gesperrt. Dies betrifft Streaming-Plattformen wie Netflix ebenso wie Kinovorführungen.

Auf Social Media sind Themen wie Pride oder Gleichstellung zwar nicht ausdrücklich verboten, können aber als „sensibel“ eingestuft werden. Wer Inhalte postet, die gegen die Moralgesetze verstoßen, riskiert Verwarnungen oder Löschungen.

Auch Dating-Apps wie Grindr oder Scruff sind in den Emiraten technisch blockiert. Einige Nutzer umgehen die Sperre über VPN-Dienste, was jedoch gegen die Nutzungsbedingungen lokaler Internetanbieter verstößt. Mehr dazu im Artikel Internetsperren in Dubai.

9. Sicherheit und Verhaltensempfehlungen für Reisende

Die Emirate gehören zu den sichersten Ländern der Welt – auch für LGBTQ-Reisende. Die Behörden greifen nur dann ein, wenn gegen geltende Gesetze oder die öffentliche Moral verstoßen wird. Wer die folgenden Punkte beachtet, kann unbeschwert reisen:

  • Vermeide öffentliche Zärtlichkeiten – auch in Bars oder am Strand.
  • Trage dezente Kleidung, die Schultern und Knie bedeckt.
  • Verwende Social Media mit Bedacht und vermeide politische oder sexuelle Themen.
  • Beachte lokale Feiertage wie den Ramadan – siehe Verhalten während des Ramadan in Dubai.
  • Buche Hotels bekannter internationaler Ketten, die an westliche Gäste gewöhnt sind.

Mit diesen einfachen Regeln erleben Reisende die Emirate als weltoffen, sicher und gastfreundlich – auch wenn das Land bei LGBTQ-Themen konservativ bleibt.

10. Fazit: Respekt, Diskretion und Realität

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind kein LGBTQ-freundliches Reiseziel im westlichen Sinn. Doch wer respektvoll auftritt und die kulturellen Unterschiede akzeptiert, wird in der Praxis kaum auf Probleme stoßen. Der Schlüssel liegt in der Diskretion – einem Grundwert, der für alle gilt, unabhängig von Herkunft oder Lebensweise.

Die Gesellschaft der Emirate verändert sich langsam. Junge Generationen, besonders in Städten wie Dubai, sind internationaler und offener geprägt. Dennoch bleibt das Land konservativ, und gesetzliche Veränderungen sind kurzfristig nicht zu erwarten.

Für Reisende gilt daher: Informiere dich gut, respektiere die Kultur und genieße das Land für das, was es ist – ein faszinierendes Reiseziel zwischen Tradition, Religion und Moderne.

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